Ich war es.
Handlung
Er kann sich ein kurzes Lächeln im Mundwinkel nicht verkneifen.
Ich war es.
Er kann sich ein kurzes Lächeln im Mundwinkel nicht verkneifen.
Ich entscheide mich radikal dafür, dass alle Gesetze die natürliche Freiheit des Menschen einschränken und Gesetze daher stets so eng wie möglich auszulegen sind.
Lindsey hebt plötzlich den Kopf und schnüffelt in die Luft.
Ich wittere ein Organstreitverfahren ...
Ich weiß gar nicht, was du hast. Als vorgeschlagener Kandidat ist er nicht Richter, sondern Bürger. Und wenn er da aus politischen Gründen schlecht gestellt wird, kann die Klage auf jeden Fall wagen. Schließlich reitet man vor Gericht in die Schlacht nicht in den Sieg. Allein die flankierende Presse vom guten Richter wird von guten Diensten abgehalten, weil die korrupten Senatoren ihre Felle davonschwimmen sehen durch eine erwiesen gerechte Rechtsprechung.
Im Medienzimmer schauen sich die freien Mitarbeiter der Kanzlei wie immer die Hearings der Bundesrichter an, so auch das aktuelle.
Dabei hauen sie sich gegenseitig die liebgewordenen Präzedenzfälle um die Ohren.
Nach einem langen Gespräch, welches am Telefon begann und dann über Videchat und Dokumentenaustausch fortgesetzt wurde,
lehnt sich Lindsey zurück, wischt sich mit der Hand über das Gesicht und rekapituliert den ersten umfassenden Gedankengang zu einer Argumentation.
Dann ruft er sein Team zusammen mit den schlichten Worten: Wir haben Arbeit …
Ich liebe die marmorne Halle. Ich mache mich auf den Weg.
Hat der Supreme Court mittlerweile eine Pontius-Pilatus'sche Schale Wasser am Eingang des Supreme Courts aufgestellt?
Lindsey telefoniert.
Aber natürlich. Ich freue mich, dass Sie unserer Kanzlei und mir im Besonderen erneut Ihr Vertrauen schenken, Sie in dieser Angelegenheit zu vertreten.
Ich werde alles vorbereiten und denke, wir können noch vor Ende der Woche die Klageschrift einreichen.
Da fragt man sich doch: Ist es Selbstverliebtheit, weil man sich ständig googelt, um zu schauen, wer über einen spricht, oder ist es Voyeurismus, alle anderen bei ihren privaten Gesprächen zu belauschen?
Wir sind in Simzeit, also können wir das Raumzeitkontinuum ignorieren. Macht Speaker Clark bei sich zu Hause auch ständig; der hat immer noch Winter, wenn ich mich nicht irre.
Nun denn ...
Lindsey legt dem Vice President einen Auszug vor.
Article II -The Human and Civil Rights
Section 1 [Guarantee of Life, Integrity, Property and Personal Liberty]
Alle Menschen sind von Natur aus in gleicher Weise frei und unabhängig und besitzen angeborene Rechte, welche ihnen keine Gewalt rauben oder entziehen kann.
Dazu zählen das Leben und die körperliche Unversehrtheit, der Erwerb und der Besitz von Eigentum sowie die freie Entfaltung zum Erstreben und Erlangen von Glück und Sicherheit.
Section 3 [Freedom of Press, Opinion and Speech]
Die Freiheit der Presse ist eines der stärksten Bollwerke eines freien Staatswesens und kann durch niemanden beschränkt werden, ebenso wie die Freiheit der Meinung, der Wortes und des sonstigen Schrifttums.
Das Strafrecht ist fragmentarisch. Strafrechtlich kommen Sie an niemanden heran, wenn dieser nicht über einen anderen öffentlich oder mit Öffentlichkeitsbezug lügt. Wahrheit in diesem Zusammenhang ist immer straffrei.
Jederzeit darf man eine Prostituierte als Hure oder Nutte bezeichnen. Eine junge Frau, die einen alten reichen Mann heiratet, darf man als Goldgräberin bezeichnen. Andersherum darf man den Mann als alten Sack bezeichnen.
Ehre ist kein anerkanntes Recht, und das ist gut so, sonst wären Ehrentötungen, wie sie in primitiven Gesellschaftsordnungen und zunehmend auch derartigen Kreisen hierzulande vorkommen, gerechtfertigt.
Ehre ist nicht notwehr- und nicht nothilfefähig. Ein bei Ihnen durch die Beleidigung hervorgerufener Zorn wird sie ebenfalls nicht unzurechnungsfähig machen oder sonst rechtfertigen, allerhöchstens wird es ihr Strafmaß mildern.
Vernachlässigen wir einmal die Aufforderung, Beleidigungen zu unterlassen, die in den allermeisten Fällen ignoriert wird bzw. das Verhalten lediglich aufschieben.
Dann können Sie gegen einen Beleidiger durch Unterlassungsklage vorgehen, wenn Sie dabei beweisen, dass die Beleidigungen Sie so schwer beeinträchtigen, dass Ihr verbrieftes Recht auf freie Entfaltung beschnitten ist und sie folglich nicht mehr nach Glück und Sicherheit streben können. Dies ist nicht unmöglich, aber doch recht schwierig und bedarf regelmäßig eines Gutachters, der Ihnen attestieren muss, dass sie einen Knacks haben. Die wenigsten Führungspersönlichkeiten mit einer bestimmten und bestimmenden Stärke werden so etwas anstreben.
Haben Sie es doch einrichten können, Mr. Vice President. Dann setzen Sie sich doch
und gönnen wir uns ein persönliches Gespräch in bequemer Atmosphäre.
Wir haben eine Lounge auf der Dachterrasse.
*befreit sich von der Krawatte*
Steht Ihnen der Sinn nach WWWoW, Wodka, Wein, Whiskey oder Wasser?
Oder natürlich auch etwas anderem.
Wir waren bei einem persönlichen Anliegen, gegen die Bürgerrechte vorzugehen, nicht wahr?
Stößt lächelnd Luft durch die Nase aus.
Es scheint, dass die Regierung vor die Hunde geht; sie macht vieles, aber nichts mehr gut.
Jetzt suchen die schon externe juristische Expertise, um gegen Bürgerrechte vorzugehen ...
Bekommt von einem Insider des Department ein paar Infos.
Liest sich gleich seinerseits einmal ein, um für einen möglichen Anruf vorbereitet zu sein.
Darf ich vortreten?
Your Honor,
ich würde vorschlagen, Sie heben entsprechend der Klage die angefochtene Entscheidung auf. Wir würden dann keine Befangenheit beantragen und keine Rechtsmittel einlegen. Wir würden dies damit begründen, dass Ihre Befangenheit aufgrund der zeitlichen Entfernung vom Streit "ausgekühlt" ist. Und sofern der Oberste Gerichtshof das Verfahren nicht an sich zieht, werden wir keine Rechtsmittel einlegen. Wir werden uns auch öffentlich nicht zu diesem Verfahren äußern.
Andernfalls setzten Sie das Verfahren bis zur Findung eines unabhängigen Richters aus, also "bis Weihnachten" ...
Das würde dazu führen, dass sich Astors Justiz gänzlich lächerlich macht, da zu einer guten und fairen Justiz eben auch zeitnahe Entscheidungen gehören.
Your Honor,
aufgrund neuester Entwicklungen beantrage ich hiermit den Austausch der vorsitzenden Richterin!
Rutscht beim Wegnicken mit dem Ellbogen von der Tischkante und ist wieder hellwach.
Justitia trägt doch nur eine Augenbinde, damit niemand sieht, dass sie eigentlich schläft ...
Aber sehr gern, Ma'am.
Ich sorge dann hinterher dafür, dass wir das Geschäftsessen absetzen können.
Ich häng mich an, werter Kollege.
Falls Sie noch nichts vor haben, es gibt ein nettes Sushi-Lokal um die Ecke, Ihr Drink würde auf mich gehen.