Handlung
Es war kurz nach elf, als Stille über den Westflügel des Kapitols fiel. Nicht die gedrückte Stille von Unsicherheit, sondern jene dichte Ruhe, in der sich Geschichte verdichtet – ein Atemzug vor dem Moment, in dem etwas beginnt.
Die Sonne stand hoch über D.C., aber nicht grell. Es war ein klarer Himmel, wie bestellt für diesen Tag. Auf der Tribüne, flankiert von Flaggen, Beamten, Ehrengästen und Kameras aus aller Welt, standen zwei Männer, wie sie unterschiedlicher kaum hätten wirken können – wären da nicht die Züge, die sie verbanden.
Alricio Scriptatore, Chief Justice of the United States, trug die schwarze Robe der Autorität, die ihn stets ein wenig größer erscheinen ließ, als er war. Neben ihm sein jüngerer Bruder, Muracio Scriptatore, in dunklem Anzug und mit jenem ausdrucksstarken Gesicht, das über Monate zum Symbol eines politischen Wechsels geworden war.
Die Bibel lag geöffnet in Alricios Händen. Muracio legte die rechte Hand darauf, die linke hob er leicht – nicht als Geste der Selbsterhöhung, sondern der Verbindlichkeit.
Die Stimme des Chief Justice klang klar, ohne Pathos:
Ich, Muracio Scriptatore, gelobe feierlich, dass ich die Verfassung der Vereinigten Staaten getreulich einhalten, bewahren und verteidigen und meine Amtspflichten nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde.