Beiträge von Annegret Baxter

    Your Honor,


    gerne gehe ich auf die Fragen ein:


    Das Ruhigstellen der Anwesenden war deshalb nötig, weil bereits mit der Verdunkelung begonnen worden war und wir weitere Schäden an den Beweismitteln zu fürchten hatten.
    Nur, weil ich selbst in der Navy gedient habe, heißt das nicht, dass die Polizei von Astoria State keine Spezialisten für Kriegswaffen beschäftigen würde, die durchaus in der Lage sind, solche Waffen zu identifizieren.
    Ich besitze keine technische Ausbildung, brauche diese aber auch nicht, um festzustellen, dass die unvollständige Vernichtung von Beweismitteln ganz offensichtlich stümperhaft ist.
    Sie dürfen sich sicher sein, dass die kriminaltechnischen Labors in Astoria State auf dem höchsten Niveau arbeiten.
    Im Übrigen, Mr. Ellis, habe ich mich vorbereitet und war so frei, eine Kopie des Waffenkontrollgesetzes von Astoria State mitzunehmen. Ich zitiere hieraus, aus Article two:


    Sie sehen: Gefährte und Fluggeräte, die Waffen transportieren und über Abschussvorrichtungen verwenden können, sind ganz zweifellos Kriegswaffen.
    Eine Waffe ist nun, im juristischen Sinne, ein Gegenstand, der dazu verwendet wird oder werden kann und bei dem eine solche Verwendung wenigstens wahrscheinlich ist, um Menschen zu verletzen oder ihnen anderen körperlichen Schaden zuzufügen, etwa sie zu töten. Es steht für die Polizei von Astoria State außer Frage, dass das von Wasserwerfern abgegebene Wasser dabei durch den ausgeübten Druck in der Lage ist, Menschen zu verletzen, und dass das Unternehmen Ihres Mandanten, Mr. Elis, die Wasserwerfer auch für eben diese Verwendung angeschafft hatte!
    Im Übrigen ist das Verwehren des Zutritts durchaus eine Form des Widerstands gegen das Handeln der Staatsgewalt.
    Eine Feuerwehr, die einen Wasserwerfer der Art, wie er hier gefunden wurde, verwendet, ist mir übrigens nicht bekannt und ich kann Ihnen versichern, dass der Staat Astoria State eine solche Anschaffung auch nicht genehmigen würde. Und ich kann Ihnen auch versichern, dass die Polizeibehörden von Astoria State ihren Aufgaben durchaus gut nachkommen und dabei nicht auf die Hilfe der Privatarmee von Mr. Dietz angewiesen sind, Mr. Elis.
    Ihrer Strafanzeige stehen meine Kollegen und ich übrigens äußerst gelassen gegenüber, die Ermittlungsbehörden werden nämlich in der Lage sein, Gesetze zu lesen.

    Your Honor,


    die Äußerungen des Angeklagten sind gleich aus mehreren Gründen unverständlich. Zum Einen wäre mir in den vergangenen Jahren kaum ein Fall bekannt gewesen, in dem es nötig gewesen wäre, etwa wegen eines Streiks zu Waffen zu greifen. Ferner bedarf es dann ganz sicher keines schweren Kriegsgerätes, und ich bin der festen Überzeugung dass die staatlichen Sicherheitskräfte mit solchen Situationen mehr als ausreichend klarkommen können. Es ist einfach eine Missachtung der staatlichen Souveränität, sich als Privatperson mit schwerem Kriegsgerät auszurüsten um damit gezielt gegen seine MitbürgerInnen vorzugehen.

    Your Honor,


    sehr gerne.


    Handlung

    Annegret räuspert sich.


    Zu Name und Beruf habe ich ja bereits Angaben gemacht. Bevor ich bei der Polizei angeheuert habe, habe ich vier Jahre lang in der Navy gedient. Nach Abschluss der Polizeiakademie war ich zwei Jahre lang im Streifendienst tätig, bevor ich um eine Versetzung zum SWAT bat, die auch schnell bewilligt wurde. Seitdem bin ich beim SWAT der Polizei, zunächst in Flint, seit 2013 in Astoria City tätig. Momentan führe ich die Einsätze der 3. Einsatzgruppe des Astoria City Police SWAT.
    Am 16. November wurden meine Einheit und ich zu einer ehemaligen Kaserne gerufen, die seit Kurzem als "Walther Dietz senj. Kaserne" firmierte, was schon aufgrund der sehr eigenwilligen Schreibweise - senior schreibt man eigentlich eben mit i und kürzt einfach sen. ab - suspekt war, darum aber war es gar niemandem gegangen. Bürgerinnen und Bürger hatten der Polizei mitgeteilt, auf diesem Gelände seien Kriegswaffen zu finden, weshalb wir zur Unterstützung der Streifeneinheiten abgestellt wurden.
    Auf Basis von Article VII, Sec. 4 des Astoria State Weapon Control Act war eine Durchsuchung des Grundstücks und die Beschlagnahmung eventueller Kriegswaffen durch das Büro der Gouverneurin angeordnet worden. Eigentlich ein reines Routinevorgehen, der angebliche Anwalt des Angeklagten - der, wie ich inzwischen vom Justizministerium weiß, gegenwärtig gar keine Zulassung als Anwalt hat - sah das aber anders. Nach kurzer Debatte wurden meine Leute angefordert, das Gebäude zu erstürmen.
    Nachdem wir die Türen aufgebrochen hatten, konnten wir mehrere Personen vorrübergehend - ähem, ruhigstellen. Was wir vorfanden, entsprach nahezu genau den Meldungen: Mehrere, schlecht versteckte Panzer und Wasserwerfer sowie vollautomatische Schusswaffen. Bei einigen der gepanzerten Fahrzeuge war stümperhaft versucht worden, sie zu zerstören, was aber nicht ausreichend gelang.
    Zwar beteuerte der Angeklagte durch seine Vertreter, die Geräte seien "Schrott", das aber ließ sich bei einer kriminaltechnischen Untersuchung nicht halten. Diejenigen Geräte, die beschädigt waren, waren eindeutig erst vor kurzer Zeit einsatzunfähig gemacht worden, bei allen anderen waren wenigstens die Abschussvorrichtungen noch intakt und hätten jederzeit zum Einsatz gebracht werden können. Besonders sauer stieß mir dabei das völlig fehlende Einsehen und die völlig fehlende Rechtskenntnis des Angeklagten und seiner Vertreter auf. So klar, wie die Sachlage war, war der Widerstand wirklich überraschend. Dem beherzten Eingreifen meiner Leute ist es wohl zu verdanken, dass nicht noch eine dieser Waffen zum Einsatz kam. Kaum vorstellbar, was hätte passieren können, hätte sich jemand auf dem Gelände befunden der so weit gedacht hätte einen der Panzer gegen uns zu verwenden.