Unser Staatsgründer hat vom fernen Argentinien aus in blumigen Worten darum gebeten, dass wir das Präsidentschaftswahlrecht simoff diskutieren. Dem komme ich natürlich gerne nach.
Das einzige, was Astor wirklich von allen anderen deutschsprachigen Micronations unterscheidet, sind die Präsidentschaftswahlkämpfe und die Election Nights. Die kleinlichen Konflikte im Parlament, die Seilschaften, die allzu selten durchbrochene Inaktivität in den Bundesstaaten – das kann man auch in genug anderen Ländern haben. Nur einmal, alle vier Monate, wird Astor wirklich spannend: Dann nämlich, wenn beide Parteien sich nach Staaten aufgeteilte Bürgerlisten farblich eingefärbt in ihre Parteiforen stellen und noch mal und noch mal nachzählen, wer denn zur Wahl gehen soll und wer nicht und wer schon war etc. pp.
Das – und die spannende Election Night, die dann die Bundesstaaten einzeln aufruft und immer wieder korrigiert – ist nur mit dem aktuellen Wahlsystem möglich. Wenn man sich die Liste der wahlberechtigten Bürger ein paar Wochen vor Wahlbeginn angesehen hat – und die Leute, die hinter den Namen stehen, ein bisschen kennt – konnte man schon damals voraussagen, wer welchen Bundesstaat gewinnt. Daran bestand nie ein Zweifel, es gab keinen einzigen Bundesstaat, nicht einmal Chan-Sen oder New Alcantara, wo die Mehrheit ernsthaft umkämpft war. Nach dem Wahlsystem, wie wir es jetzt im Kongress diskutieren, wäre damit schon Wochen vor Wahlbeginn und erst recht zu Wahlbeginn alles gelaufen gewesen.
So aber – mit dem derzeitigen Wahlsystem – war bis zuletzt unklar: Schafft McGarry es, in Astoria State alle zur Wahl zu bekommen? Gehen eventuell irgendwo Republikaner, die mit Holden unzufrieden sind, doch zur Wahl? Gehen eventuelle Leute nicht zur Wahl, um dem Kandidaten ihrer eigenen Partei zu schaden?
Um es zusammenzufassen: Das derzeitige Wahlsystem ist der einzige Garant dafür, dass Präsidentschaftswahlen auch in Zukunft so spannend bleiben wie sie es derzeit sind. Denn mit dem Entwurf, der jetzt im Kongress liegt, sind sie in Zukunft (zumal, wenn eine Partei wieder eine etwas größere Mehrheit beisammen hat als derzeit) ein absolut totes Rennen.
Wer das Spiel Astor um seinen wichtigsten Reiz berauben will, weil das derzeitige System ja nicht effizient, oder nicht gerecht, oder unübersichtlich ist, der kann das im Kongress machen. Er tut vielleicht dem astorischen Rechtssystem einen großen Gefallen – aber der Micronation Astor nicht.
(Da Jackson Simon nicht mit dem Spielspaß argumentieren kann, zerpflückt er den - im übrigen wirklich nicht fehlerfreien - Entwurf dann eben juristisch. Geschenkt. Nichtsdestotrotz wird die Simon-Entscheidung für ein neues, einfacheres Wahlsystem das Spiel Astor in seinen Grundfesten erschüttern.)