Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 521 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Joshua Weisberg.

  • Diese Frage stellte sich Julia Friedrichs in ihrem Buch Gestatten: Elite. Nachdem ich es vor ca. einer Viertelstunde fertig gelesen habe, würde mich dessen Gretchenfrage und eure Antwort darauf interessen:


    1. Was ist Elite für euch?


    2. Braucht man Eliten?


    Friedrichs behauptet im Prinzip, dass die Elite derzeit größtenteils aus einer in sich geschlossenen Oberschicht besteht. Diese züchtet sich immer mehr mittels eines privaten Bildungssystems, das zwar Leistung propagiert, aber Vermögen der Eltern meint, ihre Nachfolger heran. Eigentlich nicht gerade revolutionär neue Thesen. Nur belegt sie diese mit für meinen Geschmack viel zu vielen Beispielen.
    Ergebniss sind 18jährige Kiddies, die oft kein Stück intelligenter oder verantwortungsbewusster sind als "normale" 18jährige. Allerdings wird ihnen der Glaubensatz eingetrichtert, ihnen gehöre die Welt qua Geburtsrecht, ebenso wie ein Verfügungsrecht über "die faule Masse." Nun ist schnöselhaftes Benehmen solcher Kiddies ebenfalls nichts neues, vor allem wenn man aus der Stadt derer von Thurn&Taxis (aka Thurn&Taugtnix) kommt. Allerdings auch hier das Problem der viel zu vielen Beispiele, unter anderem wenn Westerwelle bei einem Vortrag im Vergleich geradezu als mildtätiger Sozialpolitiker erscheint.
    Im Prinzip gelingt es ihr die Gesellschaft des Landes in einer Art zu skizzieren, die mich an die Darstellungen der Feudalgesellschaft meiner Mittelaltervorlesungen erinnert.

  • 1.) Für mich gibt es nicht EINE Elite, sondern mehrere. Ich beschränke mich mal auf die nationale Ebene.


    Meiner Meinung nach gibt es Eliten in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Militär und Kultur/Gesellschaft allgemein.
    Eine Elite ist für mich vom Verständnis her die oberste Schicht ihrer Branche: die Entscheidungsträger, die Macher, die alles zusammenhalten, lenken, leiten, führen.
    Ohne Eliten kommt eine Gesellschaft meiner Meinung nach nicht aus.
    In Deutschland sind wir auch viel zu sehr damit beschäftigt, jegliche Elitenbildung möglichst zu verhindern und durch "Sozialstaatlichkeit" eine ungeheure Gleichmacherei zu erstreben.
    Das hat seit Gründung der BRD zur Folge, dass unsere Gesellschaft so aufgebaut ist, dass sie sich nach dem Langsamsten richtet.


    Unabhängig davon bin aber der Meinung, dass reiche intelligente Eltern, am besten noch self made millionairies, KEINE genau so intelligenten und eigenverantwortlichen Kinder haben können. Das begründe ich ganz einfach damit, dass die Kinder von Anfang an so aufwachsen, dass sie unbefriedigte Bedürfnisse nicht kennen und somit keinen Ansporn haben, für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu arbeiten.
    Wer seine Bedürfnisse aber sofort befriedigt bekommt, bekommt andere Bedürfnisse, solche außerhalb jedes Rahmens. So kommt es denn also nicht selten vor, dass die Nachkommen mit ihrem Einkommen nicht auskommen und verkommen.


    Jeder Mensch hat seine Lebensspanne Zeit. Und jede Elite wäre gut beraten, die besten jedes Jahrgangs zu suchen, ungeachtet der sozialen Herkunft, sondern einzig und allein orientiert an ihren erforderlichen Kompetenzen (meistens fachliche und geistige), herauszupicken, zu fördern und zu fordern.


    Mein Lieblingsthema dabei: das Bildungssystem.
    Ein Bildungssystem sollte nicht so aufgebaut sein, dass es den Menschen möglichst viel Wissen hinterherwirft,
    sondern dass es die Fähigkeiten erkennt und ihnen entsprechend den Menschen auf seinen Platz in der Gesellschaft vorbereitet. Fähigkeiten kann man nicht steigern, die sind in die Wiege gelegt, nur Fertigkeiten können trainiert werden.
    Aber ohne manche Fähigkeiten kann man auch gewisse Fertigkeiten nie erlernen.
    Auch sollte das Bildungssystem nicht so aufgebaut sein, dass es möglichst viele Akademiker hervorbringt, indem man Ansprüche für Abitur und Studium herunterschraubt.
    Die Schüler heutzutage sind nicht überfordert, sie sind nur abgelenkt: Sie haben Handys, Computer, schauen Fernsehen (wirkoch schlechten Stoff), dazu noch erheblich hohe Taschengelder. Was will ein Wanst mit 100 Euro Taschengeld im Monat?!


    An den besten Schülern sollte der Staat auch ein reges Interesse haben, allein schon aus Selbsterhaltungsgründen. Denn immerhin sollen irgenwann die Jungen den Staat übernehmen (Beispiel griechische Polis: lebenslange Ausbildung durch den Staat und die Alten leiten ihn).
    Allein schon deshlab braucht es ein kostenloses Bildungssystem, von der Gesellschaft für die Gesellschaft finanziert, dazu fähige Padagogen und meiner Meinung nach auch ein schulzeitlange Beurteilung der Persönlichkeit neben dem fachlichen Kompetenznachweis eines Zeugnisses.


    Nicht alle können führen. Viele haben einfach nicht die körperlichen bzw. biologischen Voraussetzungen im Nervensystem, um Führungspositionen einzunehmen. Dass diese Menschen aber früher Erfahrung im Beruf sammeln können, steht ja außer Frage.


    Ich habe jetzt nicht alles bis ins Detail ausgeführt, da es hier um Eliten und nicht ums Bildungssystem geht.


    Ach ja:
    2.) Ja, jede Gesellschaft braucht Eliten. Und zwar unbedingt.

  • Zitat

    Original von Alexander Xanathos
    Eine Elite ist für mich vom Verständnis her die oberste Schicht ihrer Branche: die Entscheidungsträger, die Macher, die alles zusammenhalten, lenken, leiten, führen.
    Ohne Eliten kommt eine Gesellschaft meiner Meinung nach nicht aus.


    Du sagst mir zwar, dass eine Gesellschaft Anführer braucht, aber nicht, warum sie eine Schicht mit Quasi-Monopol auf die Rekrutierung dieser benötigt.

  • Die benötigt sie auch nicht.


    Das Problem der Eliten ist wie du schon gesagt hast, dass sie aus sich selbst rekrutieren.
    Inzest quasi ;)


    Der Freiheitskämpfer in mir weint *g*.


    Es muss jedem, auch denen die nicht zur Elite gehören, möglich sein in diese aufzusteigen. Warum?
    Gerechtigkeit, Wettbewerb, Fairness.


    Wer fleißig ist, wer was drauf hat, wer Leistung zeigt...hat verdient oben zu stehen. Egal woher er kommt, egal wie er aussieht, egal woran er glaubt, egal ob Oskar Lafontaine ihn für ein Arschloch hält (der musste sein *g*).


    Elite ist nichts schlechtes...Elite hat nur das momentane Problem sich nicht geöffnet zu haben. Das Wohlstand mehren bzw. die Elite vergrößern positiv für die Elite ist, hat die Elite scheinbar noch nicht verstanden. Natürlich muss gegeben sein, dass die Qualität der Elite dadurch nicht abnimmt.

  • @ Vergnon:
    Das sage ich auch nicht. Im Gegenteil: Ich sagte, dass gerade die Kinder der Neuelitären meist unfähig sind, die Arbeiten ihrer Eltern fortzusetzen.
    Jedem muss es möglich sein, in die Elite aufzusteigen.
    Und im Umkehrschluss auch von dort wieder rauszufliegen ...


    Nachtrag:
    Eliten müssen sich verstehen als oberste Diener des Großen und Ganzen. Sie haben aufgrund ihrer extrem großen Möglichkeiten auch extrem große Verantwortung.
    Das ist natürlich ein Idealbild. Leider passt es vor allem mit dem der wirtschaftlichen Elite heutzutage nicht zusammen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!