Die "beachtliche Lebensqualität und gesunden Stolz" sind ja auch unverschuldet, bezahlt vom Rest der Republik.
Sprechen wir jetzt von Bremen oder Bayern?
Ohne die Millarden, die Bayern in vergangenen Jahrzehnten v. a. aus der nordrhein-westfälischen Schwerindustrie erhalten hat, wäre Deutschlands selbsterklärtes Vorzeigeland doch auch nur eine wunderschöne Bilderbuchlandschaft aus Bergen, Wiesen, Wäldern und Seen, bevölkert von bitterarmen Landwirten.
Es ist nicht das Verdienst der CSU, dass das "mediterrane" Bayern das schönere Wetter hat als das nordische Bremen, näher an Italien liegt usw!
Man hatte dort nur die Möglichkeit, OPM (Other People's Money, = Länderfinanzausgleich) auf Grund der riesigen Landesfläche - auch keine Errungenschaft der CSU, übrigens - ertragreicher anzulegen als in Bremen. Wohnen auf dem Dorf, arbeiten, shoppen und feiern in der Großstadt - alles auf deren Kosten.
Warum funktioniert die relativ einleuchtende Gleichung "Wer Schulden hat, muss sparen" eigentlich in der Politik nicht? Überall sonst geht es doch auch einigermaßen...
Abgesehen von dieser eher grundlegenden Frage und der Frage, warum wir Bremen als Land brauchen...
Ich halte die periodisch wiederkehrenden Rufe nach Zusammenlegung der Stadtstaaten mit angrenzenden Flächenstaaten offen gesagt eher für Augenwischerei. Denn vergessen wird dabei gerne, dass diese ja Landes- und Kommunalverwaltung nicht trennen. Auch die Stadtgemeinde Bremen innerhalb des Landes Freie Hansestadt Bremen (bestehend aus den Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven) besitzt keine eigene Kommunalverwaltung, sondern nutzt dafür die Strukturen des Landes.
Egal also, ob man nun die FH Bremen in Niedersachen, die FuH Hamburg in Schleswig-Holstein oder Berlin in Brandenburg integrierte - deren Verwaltungsapparate blieben weitgehend unverändert bestehen. Bloß würden Behörden, die bisher kommunale und oberste Landesbehörden in einem sind, eben zu rein kommunalen Behörden und den obersten Landesbehörden des Flächenlandes unterstellt. Aber Gesetzesvollzug auf kommunaler Ebene, öffentliche Dienste, Infrastruktur usw. für die jeweils größte (Berlin, 3,4 Mio. Einw.), zweitgrößte (Hamburg, 1,8 Mio. Einw.) und zehntgröße (Bremen, knapp 550.000 Einw.) Stadt Deutschlands müssten nach wie vor betrieben und finanziert werden.
Und das eigentliche Problem - Leute, die in der Großstadt arbeiten, dabei deren kommunale Dienste, Infrastruktur usw. beanspruchen, ihre Lohn- bzw. Einkommensteuer aber in einer Umlandgemeinde als ihrem Wohnort zahlen, die über den Gemeindeanteil am Aufkommen dieser Steuern somit eben denen zufließen - bliebe unverändert bestehen. Lösen wiederum ließe es sich auch ohne eine Länderfusion.