Mr. Speaker,
der Vorschlag des ehrenwerten Representative Byrd, über eine Verkleinerung des Repräsentantenhauses erst nach der Entscheidung über Erhalt oder Änderung des gegenwärtigen Wahlverfahrens zu entscheiden, trifft selbstverständlich auf meine Zustimmung.
Eine angenommene Verkleinerung des Repräsentantenhauses auf z. B 6 oder 5 Sitze hätte - bei Erhalt des aktuellen Wahlverfahrens - eine Anhebung der effektiven Sperrklausel auf hier 16,6 bzw. 20% zur Folge. Und würde es damit für kleinere Listen und unabhängige Kandidaten noch schwieriger machen, das von diesen kaum wirksam genutzte Quasi-Monopol der großen Parteien auf Sitze im Repräsentantenhaus zu brechen. Eine Verkleinerung empfände ich somit wenn, dann nur im Zusammengehen mit einer Reform des Wahlverfahrens für sinnvoll.
Im Übrigen vermag ich die Besorgnisse des ehrenwerten Representatives gegen ein pluralistischer besetztes Repräsentantenhaus anhand der politischen Realität in den Vereinigten Staaten nicht nachzuvollziehen.
Zum denke ich von der Verfassung gewollten unterschiedlichen Charakter der beiden Häuser des Kongresses habe ich mich ja bereits geäußert:
Der Reiz des Repräsentantenhaus könnte darin liegen, dass es durch die gegenüber dem Senat kürzere Legislaturperiode und die bundesweite Wahl seiner Mitglieder auch Newcomern, Quereinsteigern und Außenseiten eine Chance gibt, politische Macht übetragen zu bekommen und Einfluss auszuüben. So wird ein Schuh aus den beiden Kammern des Kongresses und ihren unterschiedlichen Charakteren: das Repräsentantenhaus als die offenere und lebhaftere, buntere und flexiblere, mithin etwas volksnähere Kammer. Und der Senat - dessen Name sich von "Ältestenrat" ableitet - als die etwas ruhigere und gediegenere, skeptischere und kritischere Kammer.
Davon sind wir in der Realität leider weit entfernt. Der Senat, in dem es wohl seit langer Zeit - wenn überhaupt jemals - keine absolute Mehrheit irgend einer Partei oder Strömung mehr gegeben hat, beweist eigentlich konstant, wie gut Dialog und Kompromisssuche funktionieren können. Und in ihren Ergebnissen dem "Durchpeitschen" von Anträgen anhand starrer Mehrheiten nicht unterlegen sind.
Allein das Repräsentantenhaus ist ein chronisches Sorgenkind der astorischen Politik. Unabhängige und Angehörige kleiner Parteien, die sich gerne dort würden engagieren wollen, können das auf Grund einer immens hohen effektiven Sperrklausel nicht. Statt dessen sind die großen Parteien, für deren Mitglieder das House praktisch reserviert ist, vielfach gezwungen, Mitglieder in dieses zu entsenden, die die Schwerpunkte ihrer Arbeit zu den gegebenen Zeiten eigentlich in anderen Funktionen sehen. Zum Beispiel als Bundesminister, Behördenleiter oder Gouverneure. Im Zweifel winken sie also, mangels allein der zeitlichen Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von einer behandelten Materie zu machen, wirklich nur nach Parteilinie durch, oder eben nicht.
Dem Volk fehlt damit ein wichtiges von unserer Verfassung vorgesehenes Instrument, sich selbst und seine Interesse zu vertreten, seine Regierung und die andere Kammer des Kongresses zu kontrollieren.